Auch in der fünften Generation werden wir noch mit Heizöl handeln

Der bekannte Berliner Heizöllieferant BAMA Mineralöl-Kontor GmbH ist vor ziemlich exakt einem Jahr nach dem Tod des Firmeninhabers durch die mittelständische Hoyer-Gruppe übernommen worden. Wir sprachen aus diesem Anlass mit Thomas Hoyer, einem der Geschäftsführer der Gruppe. Darüber, wie das erste Jahr nach der Übernahme verlief, wie sich die Gruppe in der Hauptstadt positioniert hat und wie es überhaupt um die Zukunft von Heizöl als Wärmelieferant für Gebäude bestellt ist.\
GE: Mit der deutschen Hauptstadt Berlin verbindet die Unternehmensgruppe Hoyer nach eigenen Aussagen die Begriffe Aufbruch, Wende, Wachstum und Expansion. Sie beliefern als großer und breit aufgestellter Mittelständler im Energiedienstleitungsgeschäft die Kleinen – beispielsweise die Berliner Currywurstbude mit Gas – wie die Großen – beispielsweise den Reichstag oder das Bundeskanzleramt. Vor gut einem Jahr hat die Hoyer-Gruppe nach dem Tod des
Firmeninhabers die BAMA Mineralöl-Kontor GmbH erworben. Berlin wächst derzeit wie keine andere Metropole, an jeder Ecke wird gebaut. Was haben Sie hier noch alles vor?
Thomas Hoyer: Für uns ist es eine sehr große Ehre, die Geschäfte der BAMA weiterführen zu dürfen. Nach der Übernahme ging es uns im Wesentlichen um den Erhalt der Werte, der Mitarbeiter und selbstverständlich auch um die Weiterführung der partnerschaftlichen Geschäftsbeziehung mit den Kunden. Ich denke, dieses ist uns sehr gut gelungen, wir haben uns im Berliner Markt positioniert und sind sehr gut aufgestellt. Wir möchten durch Leistungsstärke, Fachkompetenz und mit fairen Preisen überzeugen. Natürlich würden wir gerne, genau wie unsere pulsierende Hauptstadt, weiter wachsen und neue Kunden hinzugewinnen, weitere Hausverwaltungen mit innovativen Preismodellen beliefern und unser Geschäft in Berlin weiter ausbauen.
GE: Die Anfänge der Hoyer-Gruppe mit ihren inzwischen bundesweit über 1.500 Mitarbeitern reicht bis ins Jahr 1923 zurück – das ist eine für heutige Verhältnisse lange Tradition. Hoyer ist nach wie vor ein Familienunternehmen und nunmehr in
der vierten Generation inhabergeführt. Wo liegt für Sie der Schlüssel für diesen Erfolg?
Thomas Hoyer: Das Unternehmen wurde 1924 von meinem Urgroßvater gegründet, damals haben wir mit Pferdedecken, Wagenschmiere, Bohnerwachs und landwirtschaftlichen Produkten gehandelt. Von früher bis heute gab es einige wichtige
Meilensteine, die für die Entwicklung der Hoyer-Unternehmensgruppe maßgeblich entscheidend waren. Der unternehmerische Mut, Weitsicht und der Blick nach vorne, keine Angst vor neuen Märkten und Situationen zu haben, zeichnet unser Familienunternehmen aus. Die Menschen in unserem Umfeld sind uns sehr wichtig und ganz besonders unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn diese bilden die Basis für den Erfolg. Um auch in Zukunft ein wichtiger Markteilnehmer zu bleiben, handeln wir weiterhin nach der ausgegebenen Devise unseres Firmengründers Wilhelm Hoyer Senior „Bescheiden bleiben, aber durch Leistung auffallen“.
GE: Die Hoyer-Gruppe ist ja nicht nur ein Heizöllieferant …
Thomas Hoyer: Das stimmt, wir sind Energielieferant und bieten eine breite Produktpalette. Bei uns bekommt der Kunde alles aus einer Hand: Heizöl, Eco Super Heizöl, Holzpellets, Flüssiggas in Tanks und Flaschen, Diesel, Power Diesel und AdBlue®. Wir betreiben auch ein flächendeckendes Tankstellennetz und produzieren hochwertige Schmierstoffe im eigenen Mineralölwerk. Wir haben schon früh angefangen, zu diversifizieren und sind in den unterschiedlichen Bereichen tätig.
GE: Sie sind an inzwischen 87 Standorten vor allem in Mittel- und Norddeutschland vertreten, drei Standorte befinden sich in Berlin und Brandenburg. Gesteuert wird das alles von der nicht zufälligerweise an der Rudolf-Diesel-Straße 1 gelegenen Firmenzentrale in Visselhövede in der Lüneburger Heide. Warum so viele Einzelstandorte?
Thomas Hoyer: Wir verstehen uns als Partner vor Ort und machen unsere Geschäfte mit Menschen aus der Region für die Region. Uns ist die Nähe zum Kunden sehr wichtig, darum unterhalten wir diese Standorte und besetzen sie auch personell.
Unsere Marktbegleiter dagegen zentralisieren zunehmend und lassen ihr Heizöl über Speditionen ausliefern, so bleibt einiges auf der Strecke, ganz besonders der für unser Geschäft so wichtige Service. Wir gehen genau den anderen Weg. Unsere kompetenten Mitarbeiter vor Ort kennen den Markt, und unsere geschulten Tankwagenfahrer kennen die Region und wissen, wo die Tanks der Kunden sind.
GE: Der Einsatz von Heizöl zur Beheizung von Gebäuden und zur Erwärmung von Brauchwasser wird heute zunehmend kritischer gesehen. In Neubauten wird Heizöl als Wärmelieferant immer seltener eingesetzt, Erdgas dominiert. Wie sehen Sie die Nachfrage nach Heizöl auf mittlere Sicht?
Thomas Hoyer: Märkte verändern sich, das ist halt so. In den letzten zehn Jahren gab es zunehmend weniger ölbeheizte Neubauten, neue Energiearten sind auf dem Vormarsch. Im Jahre 2015 stieg die Zahl der Neubauten, bei denen Öl als Energieträger eingesetzt wird, aber wieder leicht an. Das tiefe Preisniveau ist ein Grund, dass die Ölheizung weiterhin attraktiv für den Verbraucher ist. Mittel- und langfristig gesehen wird der Markt aber weiter rückläufig sein. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch die fünfte Hoyer-Generation sehr erfolgreich Handel mit Heizöl betreiben wird.
GE: Könnte es sein, dass sich eine auf längere Sicht geringere Nachfrage nach Heizöl, dessen Verwendung am Ende als preisgünstiger erweist als der Einsatz anderer Energie? In den letzten beiden Heizperioden hatte sich das bereits angedeutet …
Thomas Hoyer: Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis, dem stimme ich grundsätzlich zu. Allerdings wird Öl an den internationalen Rohstoffbörsen gehandelt. Wenn also in Deutschland weniger Neubauten mit Öl beheizt werden und bei uns der Verbrauch deshalb und auch aufgrund von Energiesparmaßnahmen leicht rückläufig ist, hat das keine Auswirkung auf den Preis. Die Konjunktur in der Weltwirtschaft und politische Entwicklungen bestimmen den Preis. Hinzu kommt die Währung, Öl wird
immer in Dollar gehandelt. Aus Rohöl werden unterschiedlichste Endprodukte gewonnen: Bitumen für die Asphaltproduktion, Schmieröl, Diesel, LPG-Autogas, Heizgas usw. In der Vergangenheit waren die Amerikaner ein großer Abnehmer und Importeur von Rohöl und entsprechenden Fertigprodukten, durch das sogenannte Fracking ist die USA unabhängig geworden und exportiert heute sogar ihre Produkte. Des Weiteren werden die technischen Möglichkeiten zur Erdölgewinnung immer besser und
effektiver. Niemand kann aber sagen, wo der Ölpreis in einem oder in fünf Jahren steht, so viel steht fest. Aktuell gehört Heizöl zu den günstigsten am Markt erhältlichen Wärmeträgern, und ich glaube nicht, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird, aber das ist meine persönliche Meinung.
GE: Was würden Sie einem Immobilieneigentümer raten, der bislang sein Haus und/oder seine Wohnungen mit Öl geheizt hat und nun vor der Entscheidung steht, einen neuen Kessel einbauen zu müssen?
Thomas Hoyer: Heizöl hat ein paar ganz entscheidende Vorteile im Vergleich zu anderen Energiearten. Sie entscheiden selber, wann, wo und wie viel Sie kaufen, sprich, Sie sind frei und unabhängig in Ihrer Versorgung und Ihre Versorgungssicherheit
liegt in Ihren eigenen Händen. Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, in Ihre „alte“ Ölheizung zu investieren, sollten Sie nicht zögern, dieses auch zu tun. Brennwertgeräte beispielsweise mit hohem Nutzungsgrad gibt es inzwischen ja nicht nur für den Einsatz von Erdgas, sondern auch für den Einsatz von Heizöl. Die Zahl der Neubauten mit Heizöl ist im Jahr 2015 wieder angestiegen, die Menschen haben sich also teilweise auch wieder auf die Vorteile von Öl zurückbesonnen. Zu guter Letzt:
Bei vielen anderen Energiearten ist der Endpreis sehr schwer nachzuvollziehen, beim Heizöl ist der Preis transparent.
GE: Herr Hoyer, wir danken Ihnen für das Gespräch und Ihre Einschätzungen.
Aus der Zeitschrift Grundeigentum 24/15